Büro für angewandten poetischen Terrorismus
Karneval der Galerien
Der Karneval der Galerien wurde zum bitteren Ereignis selbst erlebter Zensur, die aus der Angst resultierte, das Büro könnte noch ein weiteres Mal in voller Subversivität performen. Wir wurden kurzerhand nach erster Zusage von den Organisatoren ausgeladen. Das musste natürlich mit einer spontanen Aktion während des Karnevals geschehen.
Hier der Flyertext der Verteilt wurde:
+++ Achtung Zensur +++
Im Vorfeld der Kunstaktion „Karneval der Galerien“ wurde von Seite der Veranstalter Zensur ausgeübt!
Einer Projektgruppe des okk/raum29 (koloniewedding), dem „Büro für angewandten poetischen Terrorismus“ wurde die Teilnahme am Karneval der Galerien ausdrücklich verboten! Grund für die Verweigerung der Teilnahme ist die performative Ausdruckskraft der Kunstaktion. Der Auftritt der Gruppe sei zu martialisch und fiele unter das, seitens der Polizei, ausgesprochene Vermummungsverbot.
Interessant zu erwähnen wäre, dass ausgerechnet dieses Kunstprojekt im Zuge der Kriminalisierung von Wissenschaft und Kultur entstanden ist. Es ist eine künstlerische Antwort auf die Verhaftung von Andrej Holm, der am Thema der Gentrifizierung arbeitet und wurde zum ersten mal auf der Ausstellung „Terrorism is it“ in Bethanien präsentiert, es folgten zahlreiche Präsentationen in verschieden Kontexten im In- und Ausland.
Es drängt sich uns nun die Frage auf ob nicht vielleicht Leute, die nicht genügend Mumm haben auch radikalere, ausdrucksstärkere Kunstaktionen zu dulden, überhaupt an so brisanten schwerwiegenden politischen Themen wie der Gentrifizierung arbeiten sollten.
Wir weisen darauf hin dass im Rahmen dieser Zensur:
1. von Seiten der Verantwortlichen ein Verstoß gegen Artikel 5 des GG vorliegt.
2. Die Beweisführung erbracht ist, dass die Staatsorgane mittelbar ihren Machtanspruch durch Repression des kulturellen Ausdrucks festigen, indem sie durch Androhung rechtlicher Schritte agieren.
3. Und dies dazu führt, dass durch ANGST Zensur ermöglicht wird, und freie kulturelle Entfaltung auch in unserer „freien Republik“ kastriert wird!
4. Eine Selbstzensur von Künstler_innen eigentlich ein Phänomen in autoritären und/oder diktatorischen Regimen ist. (wie weit sind wir?)
5. Ein erneuter Diskurs über die Handhabung des Anti-Gentrifzierungsprozesses und des dazugehörigen friedlichen Protestes erfolgen muss.
Wir lassen uns nicht mundtot machen, weder durch Staat noch durch Kulturschaffende.
Gezeichnet: Büro für angewandten poetischen Terrorismus, Berlin, am 11.11.o9
.